Badische Zeitung, Februar 1989
Bollschweiler Narrenrat:

Da blieb kein Auge trocken

Fasnet'89 GRÖSSER HEFTIG DISKUTIERT wurde in einer ‚Gemeinderatssitzung der 90er Jahre'

Flotte Musik und würzige Voträge in der Möhlinhalle

BOLLSCHWEIL (gr). "Jeggis nai, ers isch scho wieder so wit, d'Fasnet stoht vor de Tür, ihr liibe Litt." Mit diesem närrischen Aufruf lockte der Bollschweiler Narrenrat die Besucher zur ersten Prunksitzung in die buntgeschmückte Möhlinhalle. Hier wurden stimmungsvolle Musik und würzige Vorträge mit vielen Höhepunkten geboten. Pünktlich um 20.11 Uhr marschierte der Narrenrat mit Gefolge in die Halle ein. Der traditionelle "Jeg gis-Nai-Marsch", ein Gegenstück der Bollschweiler Fasnacht zum "Mainzer Narhallamarsch" durfte dabei nicht fehlen.
Die Stimmung wurde schon vor dem Einzug von der Tanzabteilung der Trachtenkapelle Bollschweil kräftig angekurbelt, die in diesem Jahr unter dem Motto "Les Clochards" auftrat.Besonders begrüßt wurde nicht die Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Hermann an der Spitze, sondern alle Bollschweiler Narren. Mit einer "Ballade vom Schnaps" eröffnete Irmgard Buntenbach den bunten Reigen. Das neugegründete Hexenballett unter Leitung von Katharina Schell zeigte danach eine gelungene Tanzaufführung. Als "Zwei singende Tanten" traten Cäcilia Schmutz und Gerda Scheizer auf die Bühne. Sie wurden am Klavier von Fritz Haege begleitet. Selbstverständlich darf bei der Bollschweiler Fasnet Ehrenobernarr Oskar Goltz nicht fehlen. Er schlüpfte in diesem Jahr in die Rolle eines alternden Playboys. Sein Vortrag in der Bütt enthielt wie immer Witziges und Hintergründiges. Auch Gisela Daul und Gisela Merkle verstanden es, ihre Reize als zwei Minimädchen voll auszuspielen. Als Polizist trat danach Christian Disch in die Bütt. Er nahm besonders die rasenden Autofahrer ins Visier. Eine Augenweide boten danach wieder die Mädchen vom Hexenballett. Die "Empore-Lerche", Mitglieder des Kirchenchors Bollschweil, brachten singend die Probleme der Bollschweiler Fasnet zur Sprache. In der Großen Pause und zwischen den einzelnen Vortägen wurde das Publikum von der Kapelle "Les Clochards" immer wieder mit Stimmungs- und Schunkelmusik bei Laune gehalten.
Mit einer Gemeinderatssitzung der 90er Jahre wurde die zweite Runde eingeleitet. Dabei wurde heftig der Vorschlag diskutiert, die Ortsdurchfahrt von Bollschweil zur Fußgängerzone zu erklären. Die Bollschweiler Hexen führten danach ihren sagenumwobenen Hexentanz auf. Die Radfahrgymnastikgruppe trat als singende Stubenmädchen vor das Publikum. Danach trat Gerda Schweizer, die mit ihrem Ehemann Emil-Anton zum erstenmal durch das Programm führte, selbst in die Bütt mit einem hintergründigen Vortrag: "Es kann nur noch besser werden." Einen heißen Bolero zeigte eine ungenannte Närrin.
Den absoluten Höhepunkt setzte in diesem Jahr die Jugendgruppe mit ihrer perfekt vorgetragenen "Jeggis-Nai-Show". Da blieb kein Auge trocken. Christian Disch als Moderator heizte das Publikum richtig auf. Ob Kochstudio, Modenschau oder Singvoträge, die Jugendlichen trafen immer genau den Lachnerv der Publikums. Sie bildeten einen krönenden Abschluß des gelungenen Abends. Beim großen Finale dankte das närrische Gremium nochmals allen Akteuren. Anerkennung gab es noch für Josef Schmutz, der für die herrliche Dekoration der Halle verantwortlich war, für Hausmeister Herbert Sick und für Hubert Koch, der die Technik hinter der Bühne leitete. Das gesamte närrische Programm wird am "Fasnet-Samschdig" wiederholt.

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