Badische Zeitung vom 14. Oktober 2010

Themen reichten von der Schöpfung bis zum Internet

Der Lover aus,... GRÖSSER
Zwei Chöre, ein Dirigent: Martin Fr ...

Der Kirchenchor Bollschweil hatte traditionsgemäß zum Erntedankfest mit Konzert und Theater in die Möhlinhalle eingeladen.

BOLLSCHWEIL (fry). Von besinnlich bis heiter, vom tiefschürfend philosophisch bis zwerchfellerschütternd komisch – all das bot die Erntedankfeier in der Möhlinhalle. Gastgeber war traditionsgemäß der Kirchenchor, der sich diesmal "'s Chörle Hausen" als Gäste eingeladen hatte. Beide Chöre werden von Martin Frey geleitet. Ganz der Tierwelt gewidmet hatte der Kirchenchor seine Programmfolge.
Nach der Begrüßung der voll besetzten Halle durch Gertrud Dischinger übernahm Gudrun Ruprecht das Mikrofon und führte mit ausgesuchten Texten durch den ersten Teil des Programms. Großen Eindruck hinterließen die zu ganz verschiedenen Zeiten entstandenen, aber in der Aussage verblüffend ähnlichen "Sonnengesänge": Die Lobpreisung der Sonne und aller Geschöpfe, die vom ägyptischen Religionserneuerer Echnathon im 14. Jahrhundert v. Chr. verfasst wurde, und der hymnische Dank an den Schöpfer des Franz von Assisi aus dem 13. Jahrhundert, im Wechsel von Gertrud Dischinger und Gudrun Ruprecht vorgetragen. Das Thema "Schöpfung", wenn auch in vorwiegend heiteren Liedern, nahm der Kirchenchor auf mit verschiedenen Weisen, die mal den Kuckuck, mal die Grille oder - kein Tierchen ist zu gering - den Floh zum Inhalt hatten.
Martin Frey, der den Chor seit Juli letzten Jahres leitet, hatte mit dem gemischten Chor gute Vorarbeit geleistet. Präzise die Diktion, variantenreich der Einsatz von Crescendo und Decresendo, bestens verständlich die Texte, so das Ergebnis offensichtlich sorgfältiger Probentätigkeit. Den heiteren Gesamteindruck verstärkte die frische Farbgebung: Grüne Schals, Hemden und Krawatten setzten fröhliche optische Akzente. Martin Frey leitet auch "'s Chörle Hausen". Diese sangesfreudige Formation, die seit 2007 mit ihm musiziert und unterwegs ist, hat sich ganz der Wiedergabe von Liedern aus aller Welt gewidmet, und das nicht nur in der jeweiligen Landessprache, sondern weitestgehend auch noch auswendig. Das beeindruckte nicht nur, sondern überzeugte auch durch die hohe Authentizität.
Mit sparsamem Einsatz von Rhythmusinstrumenten gab es viel Afrikanisches zu hören. Bald sprang der Funke über und verleiteten die schwungvollen Gesänge die Zuhörer zu spontanem Mitklatschen. Aber "'s Chörle" hat, verriet Martin Frey, noch ganz andere Kulturkreise auf Lager; musikalisch sei man bereits in allen europäischen Kulturen, in vielen Teilen der alten und der neuen Welt unterwegs gewesen. Afrika jedoch gebe in puncto Musik und Liedgut besonders viel her.
Pünktlich zur Erntedankfeier wartet die Laienspielgruppe stets mit einem neuen Stück auf, so auch diesmal. "Bekanntschaft aus dem Internet" hieß der Schwank in einem Akt und erwies sich damit als ganz auf der Höhe der Zeit. Und nicht nur das: Die handelnden "Parteien" setzten sogar noch eins drauf und nutzten die Anonymität des Mediums, um sich als andere auszugeben, als sie in Wirklichkeit waren – Stoff für reichlich Irrungen und Wirrungen, Missverständnisse und Streiche. Ihr Schauspieldebut gab Renate Moll als langgediente Ehefrau Irmgard Presskopf, stets das falsche Fremdwort wählend und von ihrer "studierten" Tochter (Bettina Kirchenbauer-Weiser) ziemlich unverhohlen als hoffnungslos rückständig eingestuft, am Ende jedoch dank gesundem Menschenverstand allen anderen voraus. Renate Moll spielte die Paraderolle mit Humor und Mut zur Einfalt überzeugend, ebenso wie Ihr "Gatte" (Emil-Anton Schweizer) den vom Metzger zum Wurstfabrikanten mutierten Grobian und Daniela Gauger den Trampel Tosca mit großem komischem Talent. Als Gäste schneiten herein der Internetbekannte Florian (Roland Wiesler) und sein Freund Paul, die ebenso wie die Tochter und das Hausmädchen die Rollen getauscht hatten. Als Souffleuse musste Beate Schmidt nicht allzu oft nachhelfen; die Regie lag bei Josef Sonner. Das Publikum genoss nicht nur ein kurzweiliges, sondern mit nur 45 Minuten auch kurzes Stück und hatte noch ausgiebig Zeit für die Tombola mit Gewinnen, die von Gewerbetreibenden und vielen privaten Gönnern gestiftet worden waren.

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Badische Zeitung vom 22. Juli 2011

Theaterbühne mit grandioser Aussicht

Der Lover aus,... GRÖSSER
"Der Lover aus dem Internet" hieß ...

Die Laienspielgruppe Bollschweil trat zum fünften Mal auf dem Kohlerhof auf.

EHRENKIRCHEN. Beinahe sechs Kilometer schlängelt sich der Weg langsam durch den Wald, entfernt sich von Ehrenstetten und eröffnet dem Reisenden nach einigen Minuten eine grandiose Aussicht. Aus dem Dunkel des Waldes taucht dann der urige Kohlerhof auf. Geführt wird das Berglokal von Helga Fliegauf und Josép Pereira. Schon zum fünften Mal wurde es nun zur Bühne für die Laienspielgruppe Bollschweil, die mit dem Stück "Der Lover aus dem Internet" für Heiterkeit beim Publikum sorgte.
Tina Presskopf (Bettina Kirchenbauer- Weiser) möchte ihre Internetbekanntschaft Florian Lieblich, gespielt von Roland Wiesler, zu sich nach Hause einladen und ihren Eltern vorstellen. Den Betriebswirt kennt sie allerdings nur von einem Babyfoto und möchte ihn sich in aller Ruhe erst einmal anschauen. Deshalb schlüpft Tina gekonnt in die Rolle eines Hausmädchens. Zunehmend verstrickter wird die Angelegenheit, als ihr Vater – der Wurstfabrikant Oskar Presskopf (Emil-Anton Schweizer) – in Florian einen unehelichen Sohn vermutet. Zudem ist Florian nicht allein zu den Presskopfs gekommen. Das alles führt zu vielen Irrungen und Wirrungen, die sich aber nach vergnüglichen und kurzweiligen 45 Minuten auflösen. Einen besonders unterhaltsamen Akzent erhielt die Aufführung auch durch den Dialekt der Schauspieler. Für das gelungene Theaterstück gab es deshalb auch viel Applaus vom Publikum.
"Hier oben zu spielen ist immer ein Höhepunkt", meint Markus Weiser, Vorsitzender der Laiengruppe. Er ist begeistert von der besonderen Atmosphäre, die beim Auftritt auf dem Kohlerhof entsteht. Mit der diesjährigen Aufführung war er zu hundert Prozent zufrieden – obwohl er anfangs Zweifel gehabt habe, da weitere attraktive Veranstaltungen in den umliegenden Orten stattgefunden haben. Seine Eltern haben Markus Weiser von klein auf für das Theaterspiel begeistert, und er hat als Kind in einigen Märchenaufführungen mitgespielt. Die vielen Variationsmöglichkeiten der Schauspielerei und die Reaktion des Publikums, die bei jedem Auftritt anders ist, begeistern den Laienschauspieler Markus Weiser.
Die Idee, Theaterstücke von Zeit zu Zeit unter freiem Himmel zu spielen, entstand bei der derzeit aus 34 Mitgliedern bestehenden Laienspielgruppe Bollschweil vor ein paar Jahren. Bis jetzt haben sie es bei jeder Aufführung geschafft, für außergewöhnliche Stimmung am Kohlerhof zu sorgen. Der 1987 gegründete Verein feiert nächstes Jahr sein 25-jähriges Bestehen und plant zu diesem besonderen Anlass die Aufführung eines Drei-Akters. Welches Stück das sein wird, wird noch nicht verraten – für alle Theaterliebhaber bleibt es also spannend bis zum nächsten Jahr!

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